Aljoscha


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Frankfurter Allgemeine Zeitung
26.07.2008, Nr. 173 / Seite 49


Licht auf Papier


Geheimnisvolle Lebewesen und zarte Papierarbeiten: In der Frankfurter Galerie Bernhard Knaus Fine Art sind in der Ausstellung "Crystal Lightness" Werke von Aljoscha und Harald Kröner zu sehen.

Von Katharina Deschka-Hoeck

Unbeschreiblich filigran sind die Arbeiten von Aljoscha, beinahe so zart wie Schneekristalle oder Eisblumen. Würde man sie berühren, müsste man befürchten, sie würden schmelzen oder zerfallen. Ihre scheinbare Zerbrechlichkeit macht ihre besondere Faszination aus, genau wie ihre Komplexität. Dem schnellen Blick entziehen sich diese feinen Objekte, die zurzeit in der Frankfurter Galerie Bernhard Knaus Fine Art, Niddastraße 84, in der Ausstellung "Crystal Lightness" gezeigt werden, gänzlich.

Dass die phantasievollen Skulpturen in einem langwierigen, oft Monate dauernden Prozess entstanden sind, ist daher nicht weiter verwunderlich. Der 1974 in der Ukraine geborene und nun in Düsseldorf lebende Künstler, der sich nur Aljoscha nennt, trägt so lange winzige Tropfen Acrylfarbe mit dem Pinsel auf Acrylfarbe und lässt geduldig Schicht um Schicht trocknen, bis irgendwann das von ihm gewünschte Objekt entstanden ist. Das kann eine sich aus vielen kleinsten Teilen zusammensetzende, durchsichtig wirkende Kugel sein oder ein fein verästeltes Gebilde, das an eine Koralle erinnert. Es kann eine nur tischtennisballgroße Kugel sein, ein kleiner, von der Wand ragender Wurm oder ein mehr als drei Meter langes Objekt, das er dann freilich mit einem Metallskelett stabilisiert.
Meistens jedoch kommt der Künstler allein mit dem Medium Acrylfarbe aus, das er zu einer Art dreidimensionaler Malerei erweitert. Dabei verfährt er mit der Farbe durchaus unterschiedlich, erhitzt sie, ummantelt sie mit Metallen oder behandelt sie mit Ölschlieren, ein anderes Mal haben sich scheinbar Kristalle auf ihr abgelagert, als seien sie auf natürliche Weise im Laufe vieler Jahrhunderte gewachsen. Er wolle seinen Objekten Lebendigkeit verleihen, betont Aljoscha gerne. Und in der Tat erinnern die von ihm erschaffenen, organisch wirkenden Strukturen an geheimnisvolle Lebewesen oder Mikroorganismen. Sie kleben wie Spinnweben an der Wand, in zartem Grün wie seltene Pflanzen, oder sie ragen, einem bemoosten Baumstamm ähnlich, in die Höhe.
Aljoscha geht ohne Plan, ohne Entwurfsskizzen vor, die Objekte erhalten während des Entstehungsprozesses diese eine Form, die eine von unendlich vielen möglichen ist. Nachher fertigt er noch Zeichnungen von ihnen an, die in Frankfurt aber nicht zu sehen sind und die noch einmal die abstrakten Formen in all ihrem Reichtum veranschaulichen.
Neben den Objekten von Aljoscha werden in der Ausstellung außerdem die Papierarbeiten von Harald Kröner präsentiert, denen einen ebenso feine, konsequente Formensprache zu eigen ist. Von dem 1962 geborenen Künstler sind neben kleinen Zeichnungen und Collagen aus unterschiedlichen Papieren auch die großformatigen Arbeiten der Serie "Nineteen Lines" zu sehen. Kröner hat eindrucksvoll mit besonders wasserempfindlichem Papier, das er von vorne und hinten mit Tuschelinien versehen hat, die Eigenschaften des Materials Papier zum Thema gemacht, das sich nun wellt und biegt.
Die großformatigen Werke mit ihren weiten, nahezu leeren, wie von Licht durchfluteten Räumen aus Kröners Serie "Yappanoise" faszinieren mit zarten Tuschelinien, die das Papier beiläufig strukturieren. Die wie zufällig gesetzten Farbkleckse erzeugen eine ausgesprochen heitere Leichtigkeit.


Die Ausstellung ist bis zum 30. August dienstags bis freitags von 13 bis 18 Uhr, samstags von 11 bis 15 Uhr sowie nach Vereinbarung unter der Rufnummer 0 69/24 45 07 68 geöffnet.

Text: F.A.Z.



Aljoscha, bioism, biofuturism